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Des Wohnheims Garten

Im schönsten vorgesetzten Garten hier,
wo die Orchideen ach so kurz und lieblich blühten,
ist`s doch so matt mir mein Gemüt`,
und besinnungslos übermannen mich,
vertane Stunden Wochen, Jahre.

All jene hehren Ideale meiner Jugend,
All meiner süßen Hoffnung Stoffe,
Gewebt durch Wunsch und Traum,
liegt heute wie alter Kinderspielzeugtand,
verstaubend und in Kisten in irgendeinem Speicherraum.

Erst heut` ertränkte ich sie wieder,
im Schlafe und im Tabakqualm,
die einst so süß, verlockend` Bilder.

Den Garten hier gestaltete ich nie,
Jetzt erscheint er mir genauso,
Wie Goethe einst seinen Faust ließ sagen:

“Was ich besitze, seh` ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten!”

"Des Wohnheims Garten" © Thomas Hecht 4.6.09