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Rhapsody dans le -bleu d'une nuit (Hommage a Richard Bräutigam)

Er ging ziellos zum Aschenbecher
schon wieder ein Freitag in seinem Notizbuch
der Tod seiner Mutter, und er hatte noch nicht gefrühstückt
und er dachte an Deutschland, an den Tag seiner Wiederkehr
Heine kein Märchen mehr
die "Deutschland' s" nur Geschichten einer Wahlverwandtschaft
und doch viel mehr
und er trank seinen Cafe
er hatte geschrieben in Frankreich, England, Amerika, Italien und
in der Schweiz
und er wusste
er würde ganz allein in Bielefeld schlafen heute in dieser
Regennacht
Alte Liebe
Aasgeier schreien nach Liebe
und Priester vertrauen auf ihre moralische Unschuld erschrecken
furchtbar über alles was nach Kuhmist statt nach Weihrauch, gar
nach Liebe riecht
Ich schreie und du hörst mich nicht
wie könnte ich mich denn nur selbst bestrafen...
So lieb mich jetzt! Na gut dann halt nicht,- mehr
statt Gift trinke ich meine Tränen
und taumle in Gesichter, Biergeruch und Tabakqualm
mit Dir ohne Dich
hat mich alles um mich herum selbst ein Stück meiner Vergangenheit
verlassen
unsere Vergangenheit verhungert langsam an der Zukunft
jetzt nur keine falsche Schallplatte auflegen
ein falscher Geruch,,.
( dabei habe ich noch den Duft deines schwarzen Tangaslips in der
Nase, den ich dir damals aus deinem Wäschekorb geklaut habe)
Nein, ich denke nicht an die Mandel-Schoko-Croissants im Park von
der Sup de Co im Sommer
deine englischen Boots mit den bunten Stoffbändern
im Sonnenlicht der Cafeteria
der sich neigende,hingebende Kopf,der zu mir spricht:
Avec le temps,avec le temps va,tout s'en va...

"Rhapsody dans le -bleu d'une nuit (Hommage a Richard Bräutigam)" © Thomas Hecht (02/94)